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Olympia A Coupé

Als ich zu Weihnachten 2007 mal wieder bei meinen Eltern in Bielefeld weilte, erreichte mich eine Mail von meinem Kumpel Heiko aus der Pfalz. Darin enthalten: ein Link zu einem goldenen Olympia A  Coupé auf mobile.de. Der Wagen stand in Ludwigshafen, also fast auf dem Nachhauseweg nach Saarbrücken und für 900,- Euro sah er gut aus. Ich wollte eigentlich lange schon mal wieder B Kadett fahren und mein Jagdinstinkt war geweckt, also rief ich an. Der Verkäufer war noch recht jung, macht ansonsten Trabi und von B Kadett hätte er nicht so große Ahnung. Der Wagen sei aus Frankreich und gehörte seinem Kumpel, der noch Schulden bei ihm hat. Einen deutschen Brief mit Typenschild gäbe es dabei und es wollten schon noch einige Leute kommen und ihn ansehen. Meine Hoffnung ging gegen Null, da ich erst Anfang Januar Zeit hatte und ich dachte bei dem Angebot ist er sofort weg. Ich hinterließ ihm also meine Nummer und verabschiedete mich ohne weiter daran zu denken – eigentlich hatte ich ja auch genug Autos.

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Kurz nach Sylvester rief er unerwartet doch an und äußerte sich verärgert über Leute, die meinten, sie müssten am Auto nichts restaurieren – ts, ts. Also wurde unsere Rückfahrt mit einem kleinen Abstecher geplant, ich musste dann noch die Hürde „Jasmin“ nehmen, die aber relativ gelassen reagierte. Der Tag der Rückfahrt war ein wunderschöner Januartag, nicht kalt und nicht naß – ideal um auch draußen ein Auto zu begutachten. Als wir dort ankamen dämmerte es bereits, der Wagen stand auf Rasen und war gut abgedeckt – bereits der erste Eindruck beim Abplanen war gut. Bewaffnet mit Decke und Lampe suchte ich den ganzen Unterboden ab – und fand: nichts. Genau: kein einziges Loch, nur alten Unterbodenschutz und äußerliche Anrostungen. Die eine Endspitze war hin, ein Bodenablaufloch erweitert aber Schweller und Radläufe unverrostet und original – Frankreichs Sonne war gut für ihn gewesen. Ich fragte meine Frau vorsichtshalber noch mal und sie fand ihn schön – eine Äußerung, die ihr sonst nur in Bezug auf Schuhe über die Lippen kommt! Ich verhandelte noch kurz und wir vereinbarten eine Anzahlung und Abholung in ca. 3 Wochen.

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Da mir Heiko die Suppe eingebrockt hatte, sollte er auch ein Stück weit mitlöffeln: wir fuhren also Mitte Februar mit meinem C Coupé, Werkzeug, Batterie, Lima, Abschleppseil, roter Nummer und guter Hoffnung dorthin. Es war ein kalter, schöner Tag in der Vorderpfalz – mal wieder ideal um draußen zu schrauben. Dies erwies sich auch als notwendig, der Wagen war erst bockig: es waren 12“ Felgen drauf und wir konnten ihn nicht mal vor die Werkstatt schieben, weil die vordere Bremse blockierte. Also erst mal irgendwelche 13“ Felgen mit Reifen auftreiben – ok. Dann als nächstes Ölwechsel mit Filter, kein Problem – in der Zwischenzeit machte Heiko die Bremsen vorn gängig. Ich entdeckte keinen Abschlepphaken vorne und schweißte unter Anstrengungen eine große Auspuffschelle an – sicher ist sicher. Wir wollten ihn ja eigentlich auf eigener Achse überführen! Mutig, weiß ich -  der Verkäufer war schier entgeistert.

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Die Lima fehlte auch – hatten wir aber dabei, der Anschluss gestaltete sich schwierig, weil vorher eine Gleichstrom-Lima verbaut war. Dann Benzin rein, den Motor per Hand durchdrehen, sodass überall Öl hinkommt, sämtliche elektrischen Anschlüsse ab, Caramba drauf und wieder dran.
Dann der große Moment: Schlüssel umdrehen, pumpen, rödeln lassen und – er springt an! Dem Verkäufer quillen die Augen raus, pure Freude bei uns. Er ist laut, der Auspuff ist eh überall durch, aber egal – erst mal ein paar Meter fahren. Die Bremsen gehen schlecht, fast gar nicht, die Handbremse aber dafür super. Die Blinker kriege ich ums Verrecken nicht ans Laufen – egal Heiko fährt hinter mir und mit Handzeichen kann man was regeln. Also alles einpacken und los – erst mal tanken und dann durch die Orte der Vorderpfalz mit röhrendem Auspuff und Spaß in den Backen.

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Der Wagen läuft richtig gut, für die lange Standzeit, Tempo 90 traue ich ihm zu. Bis hinter Edenkoben, da fängt er an zu spucken – Vergaser dicht oder schlechtes Benzin. Wir kriegen es vor Ort nicht hin – ich stelle hinterher erst fest, dass die Vergaserfußdichtung einen großen Riss hat. Also den Rest der Fahrt hinter das Coupé an die neu geschweißte Schelle gehängt. Geht ohne weitere Probleme über die Bühne. Wieder 3 kg abgenommen bei der Aktion.

Mittlerweile bin ich schon mitten in der Restaurierung und Teilesuche.

Der Unterbodenschutz ist so hart und porös, dass er mir durch die Topfbürste an der Flex um die Ohren fliegt aber das hat natürlich sein Gutes: er löst sich schnell und sofort vom Unterboden und darunter kommt der Originallack zum Vorschein. In nur kurzer Zeit ist der Unteboden kpmplett freigelegt

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Vorher - nachher.

Und mittendrin:.

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Schrauberhöhle in der Pfalz: logo

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Hagen Hörnlein
Graf-Johann-Str. 3
66121 Saarbrücken